Bettina Rothfuss


Experimentell und vielseitig


"der reporter" (Februar 2023, Ausgabe Eutin):  

 

Eutin (aj). Kunst als unermüdlich wiederholtes Ja zur Fülle des Lebens. Wenn man die Arbeiten, die Bettina Rothfuss, die aktuell auf der Galerie der Eutiner Kreisbibliothek ausstellt, auf einen gemeinsamen Nenner bringen will, muss man so groß denken. Denn diese Künstlerin setzt sich keine Grenzen, wenn es um Motive, Techniken und Stimmungen geht. Die dreißig Bilder, die sie für die Einzelausstellung ausgewählt hat, spiegeln ihren Facettenreichtum wider: Mensch, Stadt, Natur, Abstrahiertes, Slogans, laut und leise, sanft und grell. Wer einen roten Faden braucht, wird ihn finden.

 

Für die Künstlerin selbst ist es die Lust, immer Neues auszuprobieren. Schon während der Ausbildung zur Justizfachangestellten weiß sie: Das wird sie nicht ihr Leben lang erfüllen. Also schließt sie ein Studium in Grafikdesign an, arbeitet mehr als 20 Jahre in einer Werbeagentur. Über VHS-Kurse findet sie von den Auftragsarbeiten in die eigene Kreativität zurück, entdeckt in einer freien Malgruppe die Möglichkeiten, die eine leere Leinwand eröffnet. Seit viereinhalb Jahren ist sie in Malente zu Hause, hat den Stuttgarter Talkessel für die Holsteinische Schweiz verlassen. „Und jetzt ist Zeit zum Malen“, sagt sie fröhlich. Wobei Malen nicht alles ist. Denn in ihrem kleinen Atelier im Timmdorfer Zuhause entstehen nicht nur Acrylbilder: Hier gießt sie das Wellen und Wogen in eingefärbten Resin, schafft Brüche und Klüfte mit Strukturpasten. Hier entstehen aber auch die zarten Venedig-Ansichten, die den morbiden Charme der Stadt einfangen. Und auch die Vergangenheit als Werbeprofi taugt zur Inspiration: Bekannte Verkaufsslogans arrangiert sie zu einer künstlerischen Arbeit. Wenn sie auf Reisen ist, was sie liebt, hat sie den Fotoapparat immer dabei. „Kunst muss ansprechen und Spaß machen“, sagt sie beim Rundgang auf der Galerie. Mit dabei ist ihr Ehemann Jens. „Sie vergisst Zeit und Raum, wenn sie malt“, verrät er fröhlich. Das größte Bild der Ausstellung hat sie nur für ihn gemalt: Einen Leuchtturm. Er steht für die Liebe zur Wahlheimat im Norden. Und ist das einzige unverkäufliche Bild der Schau. Alle Werke sind mit einem QR-Code markiert, der Auskunft über die jeweilige Arbeit gibt.


Die Idee, die Bibliothek als kulturellen Ort um regelmäßige Kunstausstellungen zu bereichern, hat Peter Krauß sofort begeistert. Das Vorstandsmitglied des Fördervereins Bildende Kunst Ostholstein freut sich über fünf feststehende Ausstellungstermine für das beginnende Jahr: „Hier haben die Künstlerinnen und Künstler einen größeren Rahmen, um ihr Schaffen zu zeigen“, meint er. Spannende Begegnungen sind damit sicher. Zum Beispiel mit Bettina Rothfuss. Für die ist die Bildende Kunst indes nicht die einzige Form, sich auszudrücken: Sie liebt Rockmusik und ist derzeit auf der Suche nach einer Cover-Band, die eine Sängerin mit starker Stimme braucht. Womit die Frage nach dem Rock’n Roll in ihren Arbeiten auch geklärt wäre.

 

 

 

 


Peter Krauß, Mitglied des Vorstands des Fördervereins für Bildende Kunst e.V.  über die Kunstwerke und MachART von Bettina Rothfuss im Rahmen seiner Eröffnungsrede zur Einzelausstellung „Einblicke“ in der Kreisbibliothek Eutin (Febr./März 2023):

 

 

„Wer den Blick kreisen lässt, dem wird auffallen: 

 

Bettina Rothfuss ist in keiner Schublade unterzubringen. 

Und das ist Programm. Sie möchte vielfältig sein, experimentell, ihrer Spontanität folgen, ungebunden in Bezug auf Themen und Material, Bewährtes nutzen, Neues ausprobieren. 

 

Dazu gehört auch der Wechsel zwischen realistischen Motiven und abstrakter Gestaltung. Ihre Inspirationen entwickeln sich aus dem, was sie umgibt, was ihre Aufmerksamkeit erregt, bis hin zu dem, was beim Durchstöbern von Zeitschriften und dem Internet anregend ist, um es zunächst in einem Skizzenbuch festzuhalten, weiterzuentwickeln und eine Idee zu kreieren. 

 

Und abhängig vom Motiv werden dann in der Umsetzung die verschiedensten Medien eingesetzt, die Sie hier präsentiert sehen.

 

Neben den klassischen Maltechniken realistischer Arbeiten, wie z. B. 

• das Aquarell „Metamorphose“, 

• in Acryl, die kleine Serie: „Blickpunkt, Meerblick, Ausblick“

 

finden sich völlig konträre Arbeiten, 

• abstrakt wie das „Bunte Treiben“ in Acryl

• Grafisches wie die Fototransfer-Arbeit „Coffee please!“ oder 

• Mixed-Media wie die Arbeiten „The Art of Slogans“, „The Art of Haute Couture“ und „The Art of Living“.

 

Und das Motiv bestimmt die eingesetzte Technik.

 

Manche Arbeiten entstanden aber auch durch die Vorgabe eines Ausstellungsthemas. So hätte es das Bild „Schattenwelt“ nie gegeben, oder das Bild „Leuchtturm Amrum“, das auf Wunsch ihres Mannes entstand. 

 

Die Größe und das Format sind für Bettina Rothfuss ein nicht unwichtiger Aspekt. 

Das Format ergibt sich meist aus dem Motiv, der Skizze. Dabei empfindet sie das quadratische Format als sehr spannend, weil es einerseits die Motivgestaltung schwieriger macht, andererseits fokussiert und damit schon in der Entstehung interessante und spannende Möglichkeiten bietet. 

Das ist ein Aspekt, dem man sich als Betrachter einmal hingeben kann. 

Im Quadrat fokussiert man den Blick auf die Mitte, noch dazu, wenn das Bild relativ klein ist. 

Ein längliches Format durchläuft man überwiegend von links nach rechts. Für eine Gesamtschau muss man sich ziemlich weit entfernen und trotzdem bleibt die Betrachtungsbewegung, links-rechts / oben-unten.

Im Quadrat steht man in der Mitte. Man mag das langweilig finden, aber es bringt auch Ruhe in die Betrachtung. Versuchen Sie es einmal.  

 

Unterm Strich bleibt: „Nur nicht festlegen oder festlegen lassen. 

Die Lust am Wechsel der Medien, der Motive, das Spiel mit Farben und ihren Wirkungen gegeneinander ist die Triebfeder für die Arbeiten von Bettina Rothfuss.

 

Die künstlerischen Welten von Bettina Rothfuss – bei diesem Durchstöbern und Springen zwischen den Welten bildlicher Darstellungen mit ihren vielfältigen, inspirierenden Möglichkeiten wünschen wir Ihnen in dieser Ausstellung viel Vergnügen, gute Unterhaltung und möglichst viel Anregungen.“